Von der FIAT-Rennstrecke zum Gourmet-Kaufhaus

500 Meter lang ist das FIAT-Werk Lingotto in Turin, dessen Bau 1914 begann und das lange Zeit als größte und spektakulärste Autofabrik der Welt galt – nicht zuletzt wegen der Renn- und Teststrecke auf dem Dach mit seiner spiralförmigen Rampe, auf der bis 1982 rund 80 Auto-Modelle getestet wurden. 
Die 1899 gegründete Autohersteller Fabbrica Italiana di Automobili Torino hatte für Turin eine existentielle Bedeutung. Die Autofabriken wuchsen im Süden, in den neuen Vierteln von Mirafiori und Lingotto, nachdem Turin, Residenz der Savoyer und Hauptstadt des Königreichs Piemont-Sardinien, seine politischen Funktionen nach der Einigung Italiens 1870 an Rom abgegeben hatte – die Kunst- und Verwaltungsstadt war zur Industriemetro-pole geworden. 
Heute ist das Oval zum Joggingparcours für Hotelgäste geworden – das ganze Lingotto-Gelände wurde bis 1989 von Renzo Piano in ein Einkaufzentrum mit Hotel, Messehallen und Theater umgebaut. Hier locken regelmäßig die Slow Food-Messe Salone del Gusto und der Salone del Vino Hunderttausende, und Lingottos Ruf als kulinarisches Mekka verstärkt das vor einigen Jahren unter Beratung von Slow Food eröffnete Gourmet-Kaufhaus Eataly auf dem 11.000 qm großen Gelände der ehemaligen Vermouth-Fabrik Carpano.